Indigene Völker sind bekannt für ihre reichen Kulturen und einzigartigen Rituale. Sie leben in der Arktis, in Südamerika, in Norwegen, Finnland und Schweden – also überall dort, wo die Natur noch weitgehend unberührt ist. Doch der Lebensraum vieler indigener Völker wird zunehmend kleiner und so leben viele von ihnen teilweise auch in Städten, weil sie aus ihren Heimatgebieten verdrängt wurden.
In vielen Ländern engagieren sich indigene Völker zunehmend politisch, um ihre Rechte zu vertreten, politische Entscheidungen zum Schutz ihres Lebensraums zu beeinflussen oder um Entschädigungen für koloniale Schäden einzufordern. Diese Fakten zeigen, war um es das Engagement der indigenen Völker weltweit zu unterstützen gilt.
Bevölkerungszahl und Lebensräume
Indigene Völker leben auf allen Kontinenten. Schätzungen zufolge sind es 370 Millionen indigene Menschen weltweit und mehr als 5 000 verschiedene Völker, womit sie etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Große indigene Bevölkerungsgruppen gibt es in Asien (z. B. die Adivasi in Indien), Nord- und Südamerika (die Navajo in den USA, die Quechua in Peru), Afrika (die San in Bots wana), Ozeanien (die Aborigines in Australien) und Europa (die Sami in Skandinavien).
Kultur und Sprache
Laut aktuellen UNESCO-Angaben werden derzeit weltweit 7 000 Sprachen gesprochen, von denen etwa 4000 von indigenen Völkern stammen. 2 680 Sprachen gelten als gefährdet und viele indigene Sprachen, viele davon im in dianischen Nordamerika, sind bereits ganz verschwunden. Am stärksten gefährdet sind laut der Organisation Survival International die Sprachen der rund 100 unkontaktierten Völker. Indigene Kulturen sind reich an traditionellen Praktiken, Wissen und Handwerkstechniken; ihre Sagen, Lieder, Tänze und Rituale sind tief in ihrer Geschichte und ihrem Weltbild verwurzelt. Aber auch diese Elemente traditioneller indigener Kulturen werden oder wurde bereits von hegemonialem Wissen und Praktiken verdrängt.
Rechte und Anerkennung
Die Vereinten Nationen (UN) haben 2007 die Erklärung über die Rechte indigener Völker verabschiedet, die ihre Rechte auf Selbstbestimmung, Land, Sprache und Kultur schützt. Der Kampf um Landrechte ist ein zentrales Thema für viele indigene Gemeinschaften, denn ihr Land dient nicht allein als Lebensgrundlage, sondern ist auch von spiritueller Bedeutung.
Herausforderungen und Widerstand
Indigene Völker sind oft Diskriminierung und sozialer Marginalisierung ausgesetzt. Sie haben weniger Zugang zu Bildung und einer Gesundheitsversorgung, wie wir sie etwa aus dem deutschen Gesundheitssystem gewohnt sind. Unkontaktierte indigene Menschen haben jedoch kreative und effektive Wege gefunden, um gesunde Le bensweisen zu etablieren und sich ihre Umwelt zunutze zu machen. Viele indigene Völker halten sich an traditionelle Ernährungsweisen, die reich an Nährstoffen sind wie Mais, Bohnen und Kürbis in Nordamerika, oder Maniok, Fisch und Früchte im Amazonasgebiet. Verschiedenste Pflanzen und Kräuter werden von indigenen Völkern häufig zur Behandlung von Krankheiten genutzt: Im Amazonas etwa die Rinde des Chinchona-Baums (Quelle für Chinin, ein Malaria-Medikament) oder Ayahuasca für spirituelle und medizinische Zwecke. Auch Tees, Salben und Tinkturen stellen sie selbst her, um Krankheiten zu heilen oder Wunden zu behandeln.
Nachhaltigkeit und Natur
Indigene Völker spielen eine zentrale Rolle im Umweltschutz und der Erhaltung der Biodiversität, denn sie verfügen über ein umfangreiches Wissen, wenn es um nachhaltige Landnutzung, Heilpflanzen und ökologischen Systeme geht. Belege zeigen zudem, dass indigene Gebiete besonders wirksam im Schutz vor Abholzung sein können. Dennoch sind viele Lebensräume der indigenen Gemeinden zerstört, besetzt oder auch etwa durch den Bergbau oder die Errichtung von Infrastrukturprojekten vernichtet worden.