Die Dokumentation „The Making of A Japanese“ ist Teil unseres Summer Preview Programms und lässt euch in die Kultur Japans eintauchen. Ein Jahr lang begleiten wir Schüler*innen der ersten und sechsten Klasse und tauchen in ein Schulsystem ein, das sich so ganz anders als unseres gestaltet. Die Regisseurin Ema Ryan Yamazaki geht in die Tiefe und bricht mit der Annahme, dass in Japan respektvolles Verhalten wie durch ein Naturgesetz gegeben ist.
Als hätte man sie auf einem Schachbrett aufgestellt, stehen Erstklässler*innen in immer gleichen Abständen auf dem Schulhof einer japanischen Grundschule und springen Seil. Von der Begrüßung am Morgen bis hin zur Verabschiedung am Nachmittag ist jeder Schultag genau durchstrukturiert. Was von außen wie ein mühelos harmonisches Miteinander wirkt, wird in Japans Schulen und Elternhäusern von klein auf trainiert und erfordert viel Zeit und Übung. Darüber, wie genau dieser Lernprozess aussieht, erfahren wir mehr in der Dokumentation mit dem passenden Titel „The Making of A Japanese“.
Ein Jahr lang begleitet die Dokumentation Erst- und Sechstklässler*innen einer öffentlichen Grundschule in Tokyo. Neben dem klassischen Schulstoff werden ihnen dort auch Werte wie Gemeinschaftssinn, Disziplin und Pünktlichkeit beigebracht. Im täglichen Schulbetrieb zeichnen sich zwischen Matheaufgaben und Katastrophenübungen für den Fall eines Erdbebens größere gesellschaftspolitische Themen ab. Die Dokumentation geht in die Tiefe und bricht mit der Annahme, dass in Japan respektvolles Verhalten wie durch ein Naturgesetz gegeben ist.
Mit viel Liebe zum Detail betrachtet die Regisseurin Ema Ryan Yamazaki den ständigen Aushandlungsprozess zwischen Individualismus und dem Fokus aufs Gemeinwohl im Alltag. Sie taucht ein in ein Schulsystem, das ganz anders ist als das deutsche. Die Regisseurin ist mit einer japanischen Mutter und einem britischen Vater aufgewachsen. Diese besondere Perspektive erlaubt ihr, sowohl von innen als auch von außen auf Japans Kultur zu blicken. Mit 19 zieht sie von Japan nach New York und realisiert, wie besonders der Stellenwert von Respekt und Pünktlichkeit in der japanischen Gesellschaft ist. “(…) trains running on time, people patiently lining up, avoiding wastefulness, being considerate, and a sense of personal responsibility. These traits, learned from a young age, are so normal in Japan that they are taken for granted.” fasst sie zusammen.
Die Regisseurin erzeugt durch den gesamten Film ein Gefühl von Leichtigkeit und kreiert viele warme Momente, die einen beim Zuschauen schmunzeln lassen. Ganz zu Beginn der Dokumentation lernen wir einen Erstklässler kennen, der, vor Aufregung leicht hüpfend, mit seiner Mutter zu Hause übt, wie er das Tablett mit dem Mittagessen “richtig” trägt, ohne zu kleckern. Als er es schafft und wieder auf dem Tisch abstellt, atmet er erleichtert aus. Eine Situation, die zeigt, wie viel Bedeutung den kleinen Abläufen des Alltags zugesprochen wird.
Ein paar Wochen nach der feierlichen Einschulung stehen Kinderschuhe in recht einheitlichen Abständen vor dem Eingang eines Klassenzimmers. Doch einer Lehrerin ist das noch nicht ordentlich genug, denn einige Schuhspitzen ragen etwas über die Markierung hinaus. Durch ihren detaillierten Blick auf Alltagssituationen wie diese zeigt die Regisseurin, dass es die vielen kleinen Regeln und Absprachen sind, durch die am Ende das geordnete Gesamtbild entstehen kann. Es wirkt, als würde sie sich die einzelnen Bestandteile des großen Puzzles ganz genau anschauen und dadurch das große Ganze entziffern.
Der ständige Anspruch nach Verbesserung wirkt sich unterschiedlich auf die Kinder aus. Fast tänzerisch bewegt sich die Dokumentation zwischen Momenten, in denen der Druck zu viel zu sein scheint und Szenen, in denen große Kinderaugen vor Stolz glänzen. Diese Gefühle werden den Kindern gegenüber mit viel Mitgefühl transportiert. Die vielen Einblicke in die Emotionen der Kinder sind es, die der Dokumentation ihre Nahbarkeit verleihen.